Kapitel 2.03
2030Watch
Monitoring der globalen Nachhaltigkeitsziele der UN
Die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Krisen in der Welt nehmen verheerende Ausmaße an, die die Gestaltung und das Zusammenleben derzeitiger und zukünftiger Generationen gefährden. Mit der Agenda 2030 haben sich alle UN-Staaten der Welt zu einer Transformation bekannt. In Deutschland wird dieser Verpflichtung durch die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) nachgegangen, die in Deutschland in Umfang sowie Zielsetzung jedoch noch nicht ausreichend ambitioniert verfolgt wird. Eine kritische und breit aufgestellte Auseinandersetzung mit der Zielsetzung zur Nachhaltigkeit, ihrer Bewertung und Umsetzung ist darum dringend nötig.
Die Ursachen, warum es der Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland an Ambitionen fehlt, können auf die noch fehlende politische Priorisierung einer nachhaltigen Entwicklung zurückgeführt werden. Grund hierfür ist neben den vielfältigen Zielkonflikten die Befürchtung, dass bei gleichbleibenden wirtschaftlichen Kriterien starke Einschnitte für Wirtschaft und Gesellschaft im Laufe der Umsetzung der Maßnahmen für nachhaltigere Wirtschafts- und Konsumweisen befürchtet werden. Eine Umwälzung der Machtverhältnisse könnte die Wirkung sein – eine solche wird derzeit vermieden. Eine andere Ursache sind das Fehlen datenbasierter Indikatoren und transparenter Zugänge zu den Datenquellen, die bei der komplexen Umsetzung ambitionierter Transformationsmaßnahmen der Nachhaltigkeitsstrategie wesentlich werden können.
Das Projekt 2030Watch bietet eine alternative und additive Sichtweise, die es erlaubt, die Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland kontrovers zu betrachten, umfangreicher zu messen und informierter zu bewerten. Mit Hilfe von alternativen und additiven Indikatorensets bietet die Projektseite einen Vergleich zum offiziellen Narrativ und zeigt damit auf, dass erst die Berücksichtigung weiterer Informationen zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Problematiken führt. Die bereitgestellten Informationen helfen dabei, die Indikatoren neu zu priosieren, zu diskutieren, zu bewerten und zu optimieren.
Die Plattform ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit der Umsetzung der Agenda 2030 in und durch Deutschland (konsequente Steigerung der Ambitionen). Die Debatte soll datenbezogen und damit inhaltlich erweitert sowie verschärft werden. Messwerte und Indikatoren der DNS werden überprüft und erweitert.
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Das Problem
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Die Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland ist nicht ausreichend ambitioniert.
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Mögliche Ursachen
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Mangelnde Transparenz,
Vorhandene wesentliche aber noch nicht in der DNS berücksichtigte Indikatoren und Daten werden nicht mit einbezogen, betrachtet und veröffentlicht.
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fehlende Werkzeuge und
Es gibt keine bzw. nur wenig bekannte digitale Werkzeuge, um die Nachhaltigkeitsdebatte den Bürger*innen näherzubringen.
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wenig Berichterstattung
Die Berichterstattung in Form von Indikatorenberichten ist schwer zugänglich.
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führen dazu, dass
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den Zielgruppen nur die offiziellen Narrative über die Umsetzung der Agenda 2030 zur Verfügung stehen,
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wesentliche Themenfelder nicht ausreichend oder gar nicht berücksichtigt sowie nicht gezielt verfolgt werden und
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die Zielgruppen die Umsetzung der Agenda 2030 in ihrer Gesamtwirkung nicht hinterfragen können.
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Lösungsansatz
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neue und einfache Tools
Mithilfe von einer einfach verständlichen digitalen Plattform ist es möglich, die offiziellen Narrative im Vergleich mit den alternativen Narrativen zu sehen.
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Ressourcen und Lernmaterialien
Durch das Bereitstellen alternativer und ergänzender Indikatoren sowie Zielwerten zum Thema wird es den Zielgruppen ermöglicht, sich mit kritischem Blick über den Ambitionsgrad der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie zu informieren.
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Workshops und Veranstaltungen
Durch Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen (Workshops, Vorträge, Diskussionen) wird die Öffentlichkeit angesprochen und das Thema von mehr Stakeholdern bearbeitet.
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Angestrebte Wirkung
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Auf Multiplikator*innen im politischen Bildungsbereich
Durch die verbesserte Visualisierung werden Status und fehlende Ambitionen der DNS vereinfacht dargestellt.
Die Glaubwürdigkeit wird durch externe Partner*innen (Datenpat*innen) gestärkt.
Datensätze und -quellen können einfacher untersucht und analysiert werden.
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auf die interessierte Öffentlichkeit
Datenvisualisierungen und beschreibende Texte gestalten den Einstieg in das Thema leichter.
Visualisierungen der Indikatoren motivieren zur weiteren Recherche und Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit
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auf Journalist*innen/Medien
Der Einstieg in das Thema aus journalistischer Sicht wird vereinfacht.
Die Indikatoren als Maßstab und messbarer Fortschritt werden stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden. Mehr Artikel und Nachforschungen entstehen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
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gesellschaftliche Wirkung
Es gibt eine kritische Auseinandersetzung und eine Debatte, wie Deutschland die Agenda 2030 umsetzen sollte.
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Was ist 2018 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt lief vom 01.01.2017 bis zum 31.12.2018.
Finanzierung
Das Projekt war zu 100% finanziert.
Die Finanzierung erfolgte durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Brot für die Welt, die Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit Berlin und Spenden.
Das Gesamtbudget betrug 214.000 Euro.
Stellen
1 Projektleitung (75%) | 1 Projektassistenz (60%) | 1 Entwickler*\in (40%) | 1 studentische Hilfskraft
Erbrachte Leistungen
- 2017 wurde das Pilotprojekt 2030Watch strategisch überarbeitet, um es als festes Projekt zum Thema Agenda 2030 in Deutschland zu positionieren.
- Die strategische Entwicklung hat eine politische und stakeholder-basierte Umfeld- und Methodenanalyse sowie eine Untersuchung der inhaltlichen Ausrichtung beinhaltet.
- Die Neugestaltung der digitalen Plattform von 2030Watch wurde unter der Berücksichtigung der Analyseergebnisse umgesetzt und 2018 mit allen 17 SDGs gelauncht.
Output
- 10 Vernetzungstreffen
- 15 Konferenzteilnahmen
- Neuentwurf Strategie
- neues Webkonzept
- 60 Alternative (bisher nicht berücksichtigte) Indikatoren
- Konzept für lokale Partnerschaften
- 7 Blogartikel
- 1 Bericht zur Voraussetzung von SDG-Monitoring auf kommunaler Ebene
Outcome
Das Projekt 2030Watch hat seit seinem Beginn das Thema alternative Nachhaltigkeitsindikatoren in der SDG-Debatte in Deutschland gefestigt, dies allerdings noch in relativen kleinen Expertenkreisen. Mit der neuen Ausrichtung und Plattform hat 2030Watch 2018 die kritische Verantwortung Deutschlands für eine ambitionierte Nachhaltigkeitspolitik weiter in die Öffentlichkeit getragen.
Evaluation
- 2017 sind verschiedene Vorgehen innerhalb der Projektarbeit weiter konkretisiert und angepasst worden. Die Evaluation fand über Befragungen statt, weitere wertvolle Impulse für eine Konzeptanpassung konnten durch das aufgebaute Netzwerk erreicht werden. Davon ausgehend wurden u. a. die Ausrichtung an der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt und die Auswahl der Zielgruppen erneut bewertet sowie teilweise neu definiert.
- Ein weiteres Feedback war der Bedarf an noch leichter zugänglichen Informationen. Dabei sind sowohl die inhaltliche Aufbereitung und Fokussierung als auch die Usability des indikatorenbasierten Monitroingtools von wesentlicher Bedeutung. Entsprechend wurde das überarbeitete Tool 2018 mit neuer Ausrichtung neu gelauncht und beworben. Darin finden sich erklärende Informationen, ergänzende Indikatoren, Neubewertungen von bisherigen Zielwerten und -korridoren. Hierfür wurde das Projektteam um zwei Stellen erweitert: ein*e Entwickler*in (2017, 2018) und eine Projektmanagerin (2018)
- Fach- bzw. aufgabenbezogene Weiterbildungen wurden vom Team angestrebt und sofern möglich wahrgenommen.
- Das Tool ist zunächst komplett. Es steht als Nachschlagewerk zur Verfügung und ist hinreichend bekannt. Hinsichtlich der Ende 2018 aufkommende stärkere Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit (Fridays4future, Trockenzeit im Sommer 2018, Dieselskandale etc.) und die Relevanz der Transformationsprozesse als Werkzeuge gegen die weltweite Klimakrise ist das Tool nützlich für die Debatte um die Rolle Deutschlands und die unzureichenden (politischen) Ambitionen. Ein Risiko besteht darin, dass obwohl die Inhalte und Visualisierungen ausreichend erläutert werden, jedoch die komplexe Aufbereitung der Inhalte und Visualisierungen Besucher*innen wieder abspringen lassen. Außerdem ist die Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland an sich sehr komplex, was dazu führen kann, dass ein Verfolgen der politischen Umsetzung nach wie vor schwierig bleibt. Als indikatorenbasierte Plattform zur Agenda 2030 versteht sich 2030Watch als einen Vorreiter für eine alternative Sichtweise zum offiziellen Narrativ. Mit dem Anspruch, alternative Indikatoren für die internationale Verantwortung von Industrieländern anzubieten, hat 2030Watch die Chance, auch hier die Debatte und die Indikatorenauswahl und -auswertung zu beeinflussen und den Handlungsbedarf zu konkretisieren.