Kapitel 4.02
Demokratielabore
Mit digitalen Tools die Gesellschaft von morgen gestalten
In einer langsam überalternden Gesellschaft bleiben die Stimmen Jugendlicher viel zu oft ungehört. Das Interesse Jugendlicher an Politik ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, dennoch ist die Politikverdrossenheit hoch (Shell-Jugendstudie 2015). Es fehlt an geeigneten Möglichkeiten der demokratischen Mitsprache, die mit den Lebenswelten Jugendlicher vereinbar sind und über die sie Selbstwirksamkeitserfahrungen sammeln können.
Das Nutzen igitaler Werkzeuge ist fester Bestandteil der jugendlichen Lebenswirklichkeit, die jedoch in außerschulischen Bildungseinrichtungen oft nicht hinreichend abgebildet wird. Pädagogischen Fachkräften fehlt oft ein tiefergehendes Verständnis für die gesellschaftspolitischen Möglichkeiten und Potenziale der Digitalisierung. Ein rein konsumorientierter Zugang zu Technologie führt nicht zwangsläufig zu einer wachsenden sozialen Teilhabe oder zu einer Verkleinerung der sozialen Spaltung (Nicole Zillien (2013): Digitale Spaltung – Reproduktion sozialer Ungleichheiten im Internet).
Die Demokratielabore fördern und schaffen …
- Angebote vor Ort in außerschulischen Jugendeinrichtungen
- Wissenstransfer und Verankerung
- in den Jugendeinrichtungen vor Ort
- im Management und der Verwaltung der Trägerorganisationen
- ein Bewusstsein für Digitalität als Werkzeug zur Gestaltung von Gesellschaft
- niedrigschwellige Projektangebote und -ideen zum Ausprobieren digitaler Werkzeuge.
Jugendliche erhalten dadurch mehr Sichtbarkeit im unmittelbaren Umfeld und sammeln Selbstwirksamkeitserfahrungen im Umgang mit Digitalität und Demokratie. Pädagogische Fachkräfte lernen neue (digitale) Ansätze der Jugendarbeit kennen und erweitern ihr Netzwerk in die netzpolitische Community hinein. Fachkräfte im Management und der Verwaltung nutzen digitale Informationen und Tools für die Planung und Umsetzung ihrer Projekte und Anliegen.
Durch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit im Umgang mit digitalen Werkzeugen und Technologien in ihrer Lebenswirklichkeit werden Jugendliche zu maßgeblichen demokratischen Akteur*inneen und gestalten ihre Gesellschaft aktiv mit.
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Das Problem
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Jugendliche Positionen werden in einer überalternden Gesellschaft nicht ausreichend wahrgenommen, was zu Politikverdrossenheit führt.
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Mögliche Ursachen
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Wenige Angebote,
Außerschulische Jugendeinrichtungen haben oftmals wenige, teilweise gar keine Angebote mit digital-politischem Schwerpunkt in ihrem Programm.
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fehlende Kompetenzen
Pädagogischen Fachkräften in den Jugendeinrichtungen vor Ort fehlt oft ein tiefergehendes Verständnis für die gesellschaftspolitischen Möglichkeiten und Potenziale der Digitalisierung.
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und wenig Sichtbarkeit
Ein konsumorientiertes Nutzungsverhalten digitaler Werkzeuger steht einem kreativ-schaffenden gegenüber und verhindert die eigene Wahrnehmung im digitalen wie analogen Raum durch andere.
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führen dazu, dass
der wachsende Zugang zu Technologie nicht in eine wachsende soziale Teilhabe mündet.
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Lösungsansatz
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Angebote schaffen
Workshopangebote zu digitalen Tools und gesellschaftlichem Miteinander in Jugendeinrichtungen schaffen und zu eigenen Projekten anregen
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Kompetenzen aufbauen
pädagogische Fachkräfte und Mitarbeiter*innen in Management und Verwaltung zum Einsatz und zur Kontextualisierung digitaler Werkzeuge in ihrer täglichen Arbeit qualifizieren
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Vernetzung fördern
Räume für Jugendliche und Fachkräfte aufbauen, die zum regelmäßig Austausch einalden und durch eine Unterstützungsstruktur getragen werden
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Angestrebte Wirkung
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auf Jugendliche
mehr Sichtbarkeit im unmittelbaren Umfeld
Selbstwirksamkeitserfahrungen im Umfeld von Digitalität und Demokratie
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auf pädagogische Fachkräfte
zusätzliche Qualifizierung im Umgang mit digitalen Werkzeugen in der Jugendarbeit Ausbau des Netzwerks in die Digitalcommunity hinein
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auf Fachkräfte in Management und Verwaltung
nutzen Daten zur Verbesserung ihrer alltägliche Arbeit nutzen digitale Werkzeuge zur Umsetzung ihrer Projekte
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gesellschaftliche Wirkung
Jugendliche verschaffen sich durch den Einsatz digitaler Tools Sichtbarkeit und gestalten ihre Gesellschaft aktiv mit.
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Was ist 2018 passiert?
Ressourcen
Laufzeit
Das Projekt begann im Juni 2017 und läuft bis April 2019. Es handelt sich damit für 2018 um eine ganzjährige Laufzeit.
Finanzierung
Das Projekt ist zu 100% finanziert und wird im Jahr 2018 durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2017/18) und die Bundeszentrale für politische Bildung (2018/19) gefördert.
Das Budget für 2018 beträgt 824.910,36 Euro.
Personal
1 Projektleitung | 1 Modulleitung | 1 Projektkoordination | 7 Projekt- und Juniorprojektmanager*innen | 1 Tech Lead | 1 Design Lead | 1 Modulmanagement | 2 Softwareentwicklerinnen | 2 studentische Mitarbeiter*innen | 1 Bundesfreiwilligendienstleistende*r | 1 Supervision & Intervision
Partner
mediale pfade e. V. | youthpolicy lab | creative gaming e. V. | stuhlkreis_revolte
Erbrachte Leistungen
für Jugendliche
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Workshops und Digital-AGs für Jugendliche
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Vernetzung mit anderen Technikinitiativen
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Lernplattform mit inspirierenden Projektideen und Tutorials
für erwachsene Fachkräfte/Multiplikator*innen
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Train-the-Trainer-Schulungen zu den entwickelten Workshops
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4 Fachkräfteschulungen (Themen: Citizen Science, Digitales Storytelling, Offene Daten in der Jugendarbeit, Twitterdebatten analysieren)
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Konzeption und Durchführung einer zweitägigen Data Expedition
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Entwicklung und Durchführung eines Datenspaziergangs durch Berlin inkl. Web-App
Sonstige
- Netzwerktreffen für Fachkräfte der neu gegründeten Digital-AGs
Output
- Konzeption von 3 weiteren Workshopformaten
- 73 Workshopdurchführungen für Jugendliche und Multiplikator*innen
- 3 Digital-AGs in Einrichtungen außerschulischer Jugendarbeit
- insgesamt 991 erreichte Personen (684 Jugendliche, 214 päd. Fachkräfte, 93 Fachkräfte aus Management und Verwaltung)
- 4 Handreichungen zu den Fachkräfteschulungen
- 6 Vorträge
- Social Media: ca. 416.000 Impressionen und 708 Follower auf Twitter, 481 Abonnent*innen auf Facebook
- Webseite: ca. 7,5k Besucher*innen, ca. 1.800 Downloads von Materialien
- Newsletter: ca. 100 Abonnent*innen nach Umstellung gemäß DSGVO
Outcome
Jugendliche
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setzen eigene digitale Projekte um und testen sie,
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lernen einen kreativen Umgang mit konkreten digitalen Tools und Technik im Internet,
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erkennen verschiedene Meinungen an und tauschen sich aus,
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verstetigen ihre kritische Auseinandersetzung mit Themenfeldern (Peer-to-Peer!).
Päd. Fachkräfte (vor Ort, direkte Arbeit mit ZG Jugendliche)
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setzen sich selbstgesteuert mit digitalen Angeboten auseinander,
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geben Raum für digitale Angebote der Jugendlichen,
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schaffen lokale Angebote geschaffen und/oder werten sie auf.
Fachkräfte aus Management und Verwaltung
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erkennen den Wert von Daten und stellen diese selbst bereit,
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vertiefen digitale Fähigkeiten und wenden sie an.
Impact
Die Zugänge Jugendlicher zur Gesellschaft und ihre Repräsentanz in ihr sind gleichermaßen gegeben. Die Jugendlichen haben eine kritische Haltung und digitale Mündigkeit erworben und setzen diese zur Gestaltung der Gesellschaft ein. Das digitale Ehrenamt wird gestärkt durch seine gesellschaftliche Anerkennung.
Evaluation
Die Zusammenarbeit mit externen Partner*innen wird nach jedem Workshop mittels Feedbackgesprächen evaluiert. In Strategietreffen zum Jahresbeginn wurden Meilensteine geplant und in regelmäßigen Abständen überprüft. Externe Expert*innen wurden zur Schulung der Mitarbeiter*innen hinzugezogen.
Ausblick
Es besteht die Gefahr, dass gestartete Digital-AGs und das Durchführen von Workshops in Jugendeinrichtungen durch Personalwechsel und personelle Ressourcen nicht nachhaltig weitergeführt werden können.